Der Reißeck-Höhenweg war an und für sich beendet, aber ich verlängerte die Tour noch. Nach drei anstrengenden Tagen stand nun das große Finale am Plan. Vom Arthur von Schmid Haus gings auf das Säuleck und weiter über den Detmolder Grat. Warum der Gipfelerfolg auf die Hochalmspitze aus blieb gibts hier zum Nachlesen. Es gab auf jeden Fall mehrere Gründe.
Frühes Aufstehen und Aufbrechen war angesagt um für die lange Tour Reserven zu haben. Ein traumhaftes Frühstück (mit Smacks!) und ein wolkenloser Sonnenaufgang machten gleich eine super Stimmung und Mut. Wurde zwar noch durch eine sehr feine Unterhaltung mit Johann – dem Hüttenwirt – aufgehalten, konnte dann aber um halb Neun aufbrechen (was ehrlich gesagt eh schon viel zu spät war).
Die super Küche zusammen mit einem sehr sympathischen und redseligen Wirten machten das Arthur von Schmid Haus zur besten Unterkunft der Woche.
Schöne Grüße hier an Johann und vielen Dank!
Aufs Säuleck (3.085m)
Da er mit einem Freund den Säuleck Klettersteig eingerichtet hat, warnte er mich noch vor der fehlerhaften Schwierigkeitseinteilung im Klettersteigführer. Dort wurde er mit B/C bewertet, da er aber zwei überhängende Stellen hat und keine Trittstifte besitzt ist er aber als D/E anzusehen.
Die Oberschenkel spannten noch gehörig von gestern und bereits auf den ersten Höhenmetern bemerkte ich, dass die Energiereserven ziemlich am Ende waren. Meine Kohlenhydratmittelchen konnten mich aber wieder ein bisschen aufputschen bevor es über ein Schneefeld direkt zum Säuleck (3.085m) rauf ging.
War sogar so schnell unterwegs, dass ich den Abbieger zum Klettersteig Einstieg versäumte. Der wirkliche Grund aber war eine eher schlechte Topo und die Schneefelder die viele Markierungen überdeckten. War doch ein ziemlich langer Winter mit vielen Niederschlägen und so richtig wegschmelzen konnte der Schnee ja bisher auch noch nicht.
Stand also auf einmal schon 200m unter dem Gipfelkreuz, also ging ich den Normalweg weiter. Die Wolken zogen immer mehr zu, es schien sich eine Schlechtwetterfront anzubahnen. Überlegte ob ich umdrehen sollte – ein Blitz am stahlseilgesicherten Detmolder Grat war nicht empfehlenswert. Aber da die Gewitter meist erst am Nachmittag anfingen, ich gut in der Zeit lag und die Tour bis dato technisch nicht schwer war ging ich weiter.
Kam um 11h am Gipfel des Säulecks (3.085m) an und machte eine kleine Rast mit dem schon üblichen Erdnussbutterbrot.
Am Detmolder Grat – eine heikle Sache
Nun ging es weiter über den Detmolder Grat richtung Hochalmspitze (3.360m). Der erste Teil gehörte noch nicht zum offiziellen Klettersteig, aber bereits hier gab es einige exponierte, versicherte Stellen wo ich auf das Klettersteig-Set nicht verzichten wollte.
Es ging die meiste Zeit immer am Grat entlang. Links einige hundert Meter die Felswand runter und rechts waren riesige Schneefelder mit mindestens 50° Neigung wo ich nicht mal wusste ob sie nicht sogar ein Teil des Gletschers waren.
Die Sicht zog auch immer mehr zu und die ständigen Auf und Abs auf rauhen Granitblockgelände am Grat kosteten viel Kraft und machten ein zügiges Fortkommen sehr schwierig. Es schien als ob ich mehr vertikale als horizontale Distanz hinlegte. Auf gut deutsch es war ziemlich anstrengend, ich war alleine unterwegs und die Kraft ging mir aus.
Hoffte nach jedem Anstieg endlich den Zustieg zur Winkelscharte (2.856m) von der Gießener-Hütte und den Beginn vom Detmolder Grat Klettersteig zu sehen aber es kam nichts. Dachte schon, dass ich vielleicht den Zustieg versäumt hatte und ich bereits auf dem Klettersteig war, konnte ja kaum mehr als 20 Meter sehen. Im schlimmsten Fall gehe ich einfach den ganzen Weg wieder retour und den mir bekannten sicheren Weg übers Säuleck runter dachte ich mir.
Zu allem Übel begann es jetzt um 13h auch noch kleine Haggelkörnchen runter zu jagen. Minute für Minute wurde der Grat nasser und gefährlicher. Die Sicht war gleich Null und das ganze auf 3000m Höhe.
Willkommen bei den Hochtouren dachte ich mir!
Hinzu kam, dass den ganzen Grat entlang meine Füsse schon öfters vor Erschöpfung zitterten und ich etwas unsicher stieg. Reserven gab es keine mehr. Somit war es für mich eindeutig klar, dass die Hochalmspitze nicht mehr gemacht wird.
Abstieg zur Gießener Hütte
Hoffte nur mehr, dass ich bald am Weg zur Gießener-Hütte ankomme um runter zu gehen. Nach ungefähr einer halben Stunde des ringens mit mir selber kam dann endlich die Winkelscharte und ich marschierte erleichtert den Weg runter zur Gießener-Hütte.
Dort angekommen gab es Gulaschsuppe und Fleischnudeln mit Kakao. Der Abend wurde dann noch in geselliger Runde verbracht und interessante Erfahrungen wurden ausgetauscht. Lernte mit Uwe und Jürgen zwei Nürnberger kennen, die zu Fuss eine Transalp von Salzburg bis zur Adria durchführten. Zache Sache dachte ich mir.
Etwas verspätet kamen dann auch noch Jörg und Zoe hinzu, ein junges Pärchen aus Innsbruck. Eigentlich ist Jörg aber aus Kirchdorf/Krems und Zoe aus Mainz. War ein sehr netter Ausklang eines harten und lehrreichen Tages.
Grüße, Stefan
Details zur Tour:
- Tour: Arthur von Schmid Haus (2.281m) – Säuleck (3.085m) – Detmolder Grat – Winkelscharte (2.856m) – Gießener-Hütte (2.215m)
- Höhenmeter: ~800m
- Dauer: 6 Stunden
- Charakter: leichter Aufstieg aufs Säuleck, ausgesetzte und ungesicherte Passagen am Detmolder Grat in hochalpinen Gelände, trotz der wenigen Höhenmeter eine anstrengende Tour auch ohne Hochalmspitze, zusammen mit Hochalmspitze eine sehr anspruchsvolle Überschreitung mit Gletscher
- Besonderheiten: eine Überschreitung, Gletscher, zwei schwierige Klettersteige möglich
- Anfahrt: Von Spittal an der Drau durch das Mölltal in nordwestlicher Richtung nach Mallnitz. Ca. 200 m vor dem Bahnhof Mallnitz aus Obervellach kommend, rechts bei den Wohnblöcken von der Bundesstraße abbiegen. Weiter über die Dösen zum Parkplatz 1440m (Schranken). Ausreichend beschildert.
- Zustieg: Über die Forststraße gelangt man in ca. 40min zur Konradhütte und Unterstandshütte wo der Steig zum Arthur von Schmid Haus beginnt. Über diesen Steig in insgesamt ca. 2 Stunden ( Nr. 510) zur Dösener Hütte 1970m, und über den Lackenboden zur Hütte.
- Karte: Alpenvereinskarte #44: Hochalmspitze, Ankogel
- Führerliteratur für diese Region:
Hochtouren Ostalpen. 100 Fels- und Eistouren zwischen Bernina und Tauern – Edwin Schmitt;
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