Heute stand mit der zweiten die längste, schönste und interessanteste Etappe des Reißeck-Höhenweges an. Man geht von Pass zu Pass und quert einen Bergsee nach dem Anderen, immer mit tollen Aussichten auf Berge und Täler.
Das Wetter hatte es überraschenderweise bereits heute mit mir gut gemeint.
Sattel zu Bergsee zu Sattel
Es ging als gleich mal rauf aufs Riekentörl (2.525m), dem ersten Sattel des Tages. Oben sah ich gleich wohin ich weiter gehen werde. Gegenüber wartete schon die Zwenberger Scharte (2.646m), dazwischen war aber noch ein Tal mit Bergsee.
Querte also das Tal und ging zum nächsten Sattel rauf. Dort oben gab es dann wieder das selbe Erlebniss wie zuvor. Aussicht auf den nächsten Sattel und einen Bergsee.
Querte wieder das Tal in dem eine Horde Schafe auf mich wartete. Egal was ich machte, sobald ich mich umdrehte um weiter zu gehen, folgten sie mir und kamen bis auf einen Meter heran. Zum Glück war die lästige Horde dann aber zu faul um den folgenden Anstieg mitzumachen und ich konnte endlich wieder alleine weiter ziehen. War aber eh lustig mit der Partie!
Vom Sattel ging es auf einen Grat rüber zum Zwehenberg Törl (2.760m) wo die Route auf die andere Gebirgs-Seite führte. Hier ging es zwischen und auf Granitblöcken welche den Weg bildeten. Wirkte teilweise wie ein riesen Pommes-Scheiterhaufen aus Urgestein. Vom Grat hatte man eine super Aussicht auf die Hochalmspitze mitsamt Gletscher, das Tripkees.
Wie im Internet beschrieben kam ich während der Tour an einigen türkisblauen Bergseen vorbei. Was mir dort aber vorenthalten wurde ist, dass die meisten mit grossen Betonwällen zu Stauseen verbaut wurden. Diese speisen zusammen ein Wasserkraftwerk im Tal welches 300 Millionen kWh Strom jährlich produziert.
So wirklich toll finde ich diese alpinen Verbauungen aber trotzdem nicht. Da gab es schon einiges an Beton in ansonsten unberührter Landschaft zu sehen (Lawinenschutz, Bergbahn, Stausseen, Trafostationen), ist aber gesamt gesehen natürlich eine schwierige Sache.
Schneefeld
Direkt vor mir machte mir nun ein Schneefeld mit 50° Neigung zu schaffen. Es führte mich in Versuchung und ich gab nach. Zum ersten Mal wurde ein richtiges Schneefeld gequert, ich hatte schon lange auf diesen Moment gewartet.
Rutschte nach den ersten fünf Metern gleich einmal richtig aus. Steigeisen hatte ich hier noch keine an, dafür half mir mein neuer klassischer Pickel. Die Gewichtsverlagerung tauchte den Pickel tief in den Schnee ein, wodurch ich mich an jenem festhalten konnte. Aufpassen dachte ich mir und ging verunsichert mit sauberer Tritttechnik weiter.
Ungefähr bei der Hälfte des 50 Meter breiten Feldes kam dann die Nähmaschine zum Vorschein da das Steigen sehr anstrengend war und oftmals uneffizient durchgeführt wurde. Entschloss mich dann klugerweise die Steigeisen anzulegen um die gelegentlichen Aus- und Abrutscher zu vermeiden und somit das Gemüt ruhig zu stellen. Machte also einen Stand mit dem Pickel, befestigte meinen Rucksack daran und machte meine Steigeisen fest.
Und es nutzte, pausieren musste ich aber wegen der Anstrengung doch noch öfters. Brauchte wahrscheinlich alles in allem eine Stunde für die Querung. Das Umgehen des Feldes wäre sicher schneller gewesen, aber so machte ich eine wichtige, wenn auch nicht ungefährliche, Erfahrung.
Musste wirklich auf meine Körper eingehen und austesten, wie ich mich am sichersten Vorwärtsbewegen konnte. Es half mir auch sehr, dass ich schon einmal die Techniken im Alpin Lehrplan Hochtouren gelesen habe. Besser ist es aber sicher sowas auf einem kleinen, gesicherten Hang zu probieren. Ich stelle mir nur vor was passiert wäre, wenn ich wirklich gefallen und das Schneefeld runter gerutscht wäre. Ein Bruch wäre es mindestens geworden, wenn nicht sogar eine ernstere Verletzungen.
Auf zu Johann, dem Wirten des Arthur von Schmid Hauses
Gleich danach ging es übers Kaponiktörl (2.690m) links runter in ein weiteres Tal. Jetzt konnte es nicht mehr weit sein, dachte ich mir. Die Etappe ging den Talhang rechts entlang und dann rauf bis der Abstieg zum Arthur von Schmid Haus (2.281m) zu sehen war.
Unten angekommen wurde ich von Johann dem Hüttenwirt herzlich mit Schweinsbraten und einen Stamperl selbstgebrannten Lärchenschnaps empfangen. Quatschte noch ein bisschen mit ihm über die morgige Tour, bevor ich unter die Dusche ging und mich für den nächsten Tag vorbereitete.
War eine abwechslungsreiche und schöne Tages-Tour, die acht Stunden dauerte. Der Weg war geebnet mit Urgestein und führte auf Sattelüberquerungen und vorbei an türkisen Bergseen. Eine hochalpine Kulisse mit abwechslungsreicher Landschaft und Einblick in viele Täler. Eine wirklich schöne Wanderung welche bis auf das Schneefeld keine großen technischen Schwierigkeiten mit sich brachte.
Bin ja schon gespannt, ob ich für den langen und anstrengenden morgigen Tag auf die Hochalmspitze fit sein werde und das Wetter, wie vorausgesagt, mitspielen wird. War von den drei Tagen schon leer, gerade der heutige Tag hat viel Kraft benötigt.
Grüße, Stefan
Details zu Etappe 2:
- Tour: Reissecker Hütte (2.287m) – Riekentörl (2.525m) – Zwenberger Scharte (2.646m) – Zwehenberg Törl (2.760m) – Kaponiktörl (2.690m) – Arthur von Schmid Haus (2.281m)
- Höhenmeter: ~1000m Differenz
- Dauer: 8 Stunden
- Charakter: lange Tagestour in hochalpinen Gelände. Über Sättel an Bergseen vorbei und einem Grat entlang eingebettet in Granitblöcken.
- Besonderheiten: Grobes Granitgestein in Quaderform, Einsicht in fünf Täler, wunderschöne Bergseen, für die Distanz und die vielen unterschiedlichen Täler die man zu sehen bekommt nicht lang und wenig Höhenmeter
- Karte: Kompass Wanderkarte Nationalpark Hohe Tauern (3-teiliges Kartenset)
GPS Track
Ankogel-Gruppe Tag 3, 2009-07-08 (GPX File) [maptype= G_HYBRID_TYPE; gpxcheckpointtable=hide; panzoomcontrol=large; overviewmapcontrol=hide; scalecontrol=hide; maptypecontrol=show; align=left; gpxelevationcolor=green; zoom=-2;gpxinterval=2]
Nutzungsbestimmung GPS-Tracks